Sonntag, 26. Januar 2014

Klangskulptur #7: Stranded Pt. 2 - The Mountain Pass at Rhandarak



Samstag, 25. Januar 2014

Klangskulptur #6: The Darkness


Montag, 20. Januar 2014

Fragment #12: Die Schildkröte

Der Mann liegt flach auf dem Boden. Arme und Beine sind in alle Richtungen ausgestreckt, sind jedoch zugleich an den Ellenbogen und Knien abgeknickt und reichen von dort aus steil in die Höhe, fort vom dunklen, etwas schmutzigen Boden des Raumes. Die leicht angewinkelten Füße stecken in schwarzen, kaum noch glänzenden Schuhen, die Hände hängen schlaff an den Gelenken herab.

Auf dem Rücken des Mannes lastet ein schweres Gewicht. Es ist grau und von grober Oberflächenstruktur, insgesamt unregelmäßig geformt, und drückt den Körper unbarmherzig und mit ganzer Kraft zu Boden. Fast den gesamten Leib des Mannes verdeckt das Gewicht, sodass vom schwarzen Gehrock nur die Ärmel erkennbar bleiben. Wo die Arme und Beine unter der grauen, festen Masse hervorragen, sind deren schützende Haut- und Kleidungsschichten tief eingedrückt. Rock, Hemd und Hose sind an diesen Stellen bereits zerrissen, Haut und Knochen treten an diesen Kanten des Gewichts, wo es mit dem Leib abschließt, deutlich hervor und getrocknetes Blut ist hier und da zu erkennen.

Über die Wirbelsäule im Körper des Mannes wird auch der Kopf des Mannes hinabgedrückt, sodass das vorn sitzende Gesicht unerkennbar gen Boden gerichtet ist und darauf aufliegt. Man kann nur vermuten, dass die Nase schief gebogen ist und sich die Front des Gesichts also zusätzlich auf Stirn und Kinn stützen muss.

So liegt der Mann da wie eine ganz besondere Schildkröte und wenn man dabeisteht und ihn studiert, könnte man denken, dass das grobe, graue Gewicht tatsächlich eine Art dazugehöriger, damit verbundener Panzer ist und somit einen wichtigen, lebendigen Teil des Schildkrötenmannes darstellt, das er also ihr höchst eigener ist und er ihm von der Natur zuwiesen wurde.

Im weitaus üblichsten Fall liegt diese besondere Schildkröte nur da, ganz faul, und rührt sich nicht. In solchen Phasen der Ruhe bringt sie nichts auf dieser Welt aus ihrer Haltung heraus, selbst wenn man schmackhafte Knabbereien vor sie hinstreut oder eine frische Schale Wasser neben ihren hinabgesenkten Kopf stellt. Lange kann man so dabeistehen und sich in Geduld üben, um dann aber doch früher oder später nervös mit den Füßen auf den Boden zu tippen und ein vielleicht zu nächst fröhliches, dann schließlich aber doch immer schlechter gelaunt klingenderes Lied summen, bis die Zeit zu lang wird und die Geduld schließlich erschöpft ist. An diesem Punkt muss man sich unweigerlich zur Schildkröte hinabbeugen, um ihr zunächst einen leichten Klaps auf den Kopf zu verpassen, den man dann jedoch, weil keinerlei Reaktion erfolgt, kräftiger und nochmals kräftiger wiederholt. Da aber in einer solchen Ruhephase weiterhin nichts von Seiten des Tieres zu erwarten ist, könnte man früher oder später ausgesprochen zornig werden, mit einem wütenden Ausruf den Eimer mit dem Wasser über dem Haupt der Schildkröte ausschütten, die herausstehenden und emporgerichteten Gliedmaßen ergreifen und mit groben Stößen zu bewegen versuchen oder, weil auch dies zu nichts führt, schließlich mit den Schuhspitzen nach der ein oder anderen Gliedmaße oder gar dem weiterhin hinabgerichteten Kopf treten, um nur irgendeine Reaktion hervorzurufen. Doch in solch einer Situation hilft nichts, kein Geschrei und keine Gewalt, denn die Schildkröte rührt sich nicht und man kann nur vermuten, dass sie tief in sich ruht und ihr Umfeld, ja selbst ihren eigenen Leib und das, was diesem angetan wird, gar nicht wahrnimmt. In dieser Situation muss man irgendwann resigniert aufgeben und sich zurückfallen lassen, um zu sitzen und zu warten, den Blick auf das störrische Tier gerichtet.

Ganz plötzlich könnte es nun dazu kommen, dass die Schildkröte in einem wachen Zustand eintritt. Dann beginnen ihre Gliedmaßen leicht zu zittern und zu zucken. Die Beine fangen an, mal mehr, mal weniger in den Raum zu treten, und man könnte manchmal vermuten, dass sie sich bewegen, als würden sie zu laufen oder gar zu rennen versuchen. Zugleich schwingen jetzt auch immer die Arme an den Ellenbogen und ziehen leere Kreise: Die Hände verlassen dann oft ihre schlaffe Position und richten sich auf, die Finger strecken sich hinauf und krümmen sich zugleich, so als würden sie zwei große runde, unsichtbare Knäufe irgendwo im Raum umgreifen und an diesen zerren und rütteln. Vielleicht erwartet die Schildkröte, auf diese Weise einen speziellen Mechanismus in Gang zu setzen, über dessen Funktion und Wirkungsweise sich nur spekulieren lässt, denn der Raum ist ja bis auf sie selbst, den inzwischen erstaunt aufgesprungenen Beobachter, die umgekippte Schüssel mit dem Wasser und die dahingestreuten Knabbereien vollkommen leer. Arme und Beine zappeln nun also in einer solchen Phase der Aktivität umher und man muss aufpassen, nicht von einer der Gliedmaßen getroffen und unter Umständen verletzt zu werden, denn die Tritte und Stöße können sehr kräftig und voller Elan sein, was schnell dazu führt, dass der Beobachter sich in sichere Distanz zur Schildkröte begibt. Ganz im Gegensatz zu diesem Wilden treiben aber liegt der Kopf des Tieres die ganze Zeit über weiterhin flach und unbewegt da, und das Gesicht bleibt unerkannt mit dem Boden verbunden. Allerhöchstens zuckt und zittert das Haupt vielleicht, doch es lässt sich nicht feststellen, ob diese Bewegung nur die Folge der wilden Bewegungen ist, welche die anderen Glieder ausführen und so die einstige Ruhelage des Kopfes in Mitleidenschaft ziehen.

In einer solchen Situation wäre es nur verständlich, würde man, in einiger Entfernung dabei stehend, nach dieser unerwarteten Veränderung spüren, wie sich ein Schmunzeln auf den eigenen Lippen ausbreitet, wenn man beobachten kann, wie sich das seltsame Geschöpf verhält, wie die Hände sinnlos greifen und die Beine albern im Raum strampeln. Doch bei diesem Schmunzeln würde es natürlich nicht bleiben, es würde fast mit Notwendigkeit immer mehr zu einem breiten Grinsen und alsbald zu einem Lachen heranwachsen, das schnell schon aus dem Mund des Beobachters hervorquillt und schnell beginnt, den ganzen Körper zu durchschütteln. Es ist dem Geist ja schwer begreiflich, was für wunderbare und zugleich rätselhafte Wesen der Menschengott doch geschaffen und in die Welt gesetzt hat, in all ihren eigentümlichen Formen und mit all ihren unausdeutbaren Gebärden, die den Verstand des Beobachters kitzeln, bis alles im Kopfe schwirrt und surrt, bis die Augen wild rollen, die Zunge im Mund umher schlackert und ein feines Säuseln in den Ohren klingt. Stetig nehmen die Reize zu, die auf den Beobachter einströmen, Geist und Körper werden von ungekannten, auf angenehme Weise verwirrenden Strömen durchflossen und durchzuckt. Schließlich sinkt man unter diesen körperlich gewordenen Eindrücken auf die Knie, während der Atem schon glucksend und wiehernd geht und bald immer schwerer fällt. Noch einmal wirft man im Rausch den Kopf in den Nacken, ein finales Lachen löst sich aus der Kehle und erschallt weit in den Raum hinaus, bis aller Atem erschöpft ist.

Noch während der Beobachter jedoch wieder nach Luft für die nächste Welle des Lachens schnappt, muss der Blick wieder zurück und hinab auf die Schildkröte fallen -- und dabei erstarren. Es fällt zunächst garnicht auf, dass das Tier in seiner Bewegung innegehalten hat, denn es ist sein Kopf, der sich in diesem Moment ein Stück weit gehoben hat. Das Gesicht aber, das sich nun zum ersten Mal im Dämmerlicht des Raumes zeigt, lässt jedes Lachen jäh verstummen. Die Nase ist nach Rechts abgeknickt, die Stirn ist vom langen Liegen schwielig, das Kinn blutig, die zusammengepressten Lippen sind gerötet und geschwollen. Doch das, was dem Beobachter den Atem verschlägt, ist der Blick der beiden glasigen, eingefallenen Augen, die wie aus weiter Ferne aus den Höhlen heraus und tief in den Raum hinaussehen. Der Blick ist nicht auf den Beobachter gerichtet, sondern geht geradewegs durch ihn hindurch und in die Unendlichkeit des Raumes hinein. Für einen Moment kehrt vollkommene Stille und Unbeweglichkeit in alles in der Umgebung ein. Der Beobachter sitzt in dieser Situation auf den Knien und starrt offenen Mundes und atemlos hinab auf den erhobenen Kopf des Schildkrötenmannes zu seinen Füßen, dessen Körper ja unter dem grauen Gewicht gequetscht im Raum liegt. Keines der Glieder irgendeines Anwesenden rührt sich oder zittert auch nur. Alles ist reglos und stumm.

Es ist der röchelnde Klang des Einatmens, das die Stille schließlich durchbricht, denn die Lungen des erstarrten Beobachters müssen irgendwann ganz von allein Luft durch den Hals saugen, den der Schrecken ja noch immer zusammengekrampft hält. Doch zusammen mit diesem Geräusch ist es, als wenn sich im Beobachter etwas löst, eine feine Struktur zerbricht und zerfällt. In plötzlicher Bewegung schlägt er nun klatschend die Hände vor's Gesicht und stößt einen zunächst leisen Ruf aus, der schnell anzuschwellen beginnt, aber kurz, bevor er zu einem ausgedehnten Schrei werden kann, wieder abfällt und in Jaulen und schließlich einem hohen Wimmern versinkt. Durch den ganzen Körper des Beobachters geht nun ein Schlottern. Unter den Händen, die sich auf das Gesicht pressen, zuckt das Kinn auf und ab. Dann reißt er die Arme und Hände empor in die Luft und zugleich schiebt sich der Körper hinauf aus der gebeugten Haltung und dreht sich im selben Zuge. Für einen Augenblick schwankt der Beobachter, als wäre alles Blut in die Beine gesackt. Dann aber beginnt er zu laufen, zu rennen, stolpert ein, zwei Male, rappelt sich wieder auf und stürmt weiter davon, bis seine Schritte irgendwann im Raum verhallen.

Dagegen liegt der Mann nun wieder ruhig da. Der Kopf lastet, Gesicht voran, auf dem Boden. Die Glieder stehen ausgestreckt auf Knien und Ellenbogen. Das graue Gewicht aber lastet weiter schwer auf dem zerbrochenen und zermalmten Rücken.

Sonntag, 5. Januar 2014

Klangskulptur #5: Sweet Remembrance


Freitag, 3. Januar 2014

Klangskulptur #4: Guided Steps



Donnerstag, 2. Januar 2014

Klangskulptur #3: Frozen